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Hallo Aprilia RSV4 – bye bye Downsizing?

Man nehme die Power der Krämer HKR EVO2 S, multipliziere sie mit 3 und erhalte: eine Aprilia RSV4 mit einem 1100ccm-Motor und 215PS am Hinterrad. Wenn man jetzt mal ganz gutgläubig davon ausgeht, dass sich auch der Spass verdreifacht, dann muss dieses italienische Meisterwerk ja endlos Spass machen, richtig? Das ist grundsätzlich nicht mal falsch. Die 15 Minuten mit der Aprilia RSV4 Factory waren beeindruckend! Und trotzdem würde ich «meine» Kraemy nicht gegen die 1100er-Maschine eintauschen wollen. ;-)


Step 1 zu einer Probefahrt mit der Aprilia RSV4: die Überwindung

Meine Güte, war ich nervös, als feststand, dass ich die Aprilia RSV4 testen werde. Ich, die bereits vor den Turns mit den 80PS der Krämer nervös bin soll ein solches Geschoss durch die Kurven von Rijeka kutschieren? Na, das kann ja witzig werden. Aber, wer kennt's nicht: man ist nervös, würde sich eigentlich am liebsten wieder umdrehen und aufs eigene Motorrad sitzen. Und trotzdem kommt man nicht vom Gedanken der Testfahrt weg... Ich wusste, ich würde es bereuen, wenn ich's nicht probiere. Also gab ich Marco's Überzeugungsarbeit nach und nahm sein Angebot, sein Bike einen Turn lang zu fahren, dankend an.


Krämer x3 und ab auf die Rennstrecke!

Dann sass ich also da: auf der Aprilia RSV4, die mir mit ihrem wunderschönen Sound schon Gänsehaut verpasste, bevor ich überhaupt vom Platz rollte. Ich machte mir nochmal kurz bewusst, dass ich gerade auf der Power von drei HKR EVO 2 S-Maschinen sitze, versuchte mein Handgelenk unter Kontrolle zu halten, rollte zum Vorstart – und wie das so ist, war ich vom einen auf den anderen Moment die Ruhe in Person. Sobald es rollt, das Visier geschlossen ist und die Drehzahl hochgeht ist die Welt in Ordnung. Und der Puls wieder im menschlichen Normalbereich. Unbezahlbar.


Der Unterschied in den Kurven: fallen lassen ist die Devise

Nun wollt ihr natürlich wissen, wie denn mein Vergleich zwischen der HKR und der RSV4 ausfällt. Und da muss ich euch enttäuschen: der fällt nämlich gar nicht aus. Denn vergleichen kann man vieles, aber nicht diese beiden Bikes. Dennoch gibt's ein Fazit in ganz vielen verschiedenen Aspekten – angefangen bei der Art und Weise, wie man mit einem Motorrad wie der Aprilia RSV4 mit ihrem Gewicht und ihrer Power durch die Kurven kommt. Da heisst es nämlich mehr als in jeder Kurve mit der Krämer: fallen lassen! Während man die kleineren, leichteren Bikes viel eher in die Kurve rollen lässt und der gezielte Moment vom «jetzt in die Kurve fallen lassen» gar nicht so präsent ist, sieht das auf dem grösseren Bike ganz anders aus: Möglichst "straight" auf die Kurve zufahren, stark bremsen und bewusst entscheiden, dass das Bike jetzt in die Kurve fallen zu lassen – der Clue dahinter: man sollte sich dann besser nicht dagegen sperren. ;-)

Ich habe einige Kurven gebraucht, um mich zu überwinden, das Motorrad im richtigen Moment locker in die Kurve zu bringen und die Maschine auch wirklich fallen zu lassen. Wenn man diesen Einlenk-Moment mit dem Körper mitgeht und darauf vertraut, dass Linie, Speed und die anschliessende Beschleunigung miteinander funktionieren, dann machen sowohl die engen als genauso auch die schnellen, weiten Kurven mit der RSV4 genauso Spass, wie mit dem kleinen Bike.


Aprilia RSV4: die italienische Diva und definitiv kein Anfängerbike

Was ich auf der 1100er-Maschine mit dem V4 Motor ziemlich schnell gemerkt habe: das Bike möchte Entscheidungen. Bewusstes Fahren, kein unsicheres "Hin und Her". Klares anvisieren, bremsen, beschleunigen, einlenken – halbe Sachen mag die Aprilia RSV4 gar nicht. Und genau deshalb habe ich Respekt vor jedem und jeder, der/die mit solch einem Bike die ersten Erfahrungen auf der Rennstrecke macht. Denn diese Entscheidungen und klaren Verhaltensweisen klar an den Tag zu legen, das ist nicht einfach – und das muss gelernt werden. Wir wissen alle: es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Wie soll ich vertrauen in Kurvenspeed, in meine Linie und in die Schräglage fassen, wenn ich noch nie zuvor auf der Rennstrecke war? Und wie soll ich einem Bike klare Anweisungen geben, wenn ich kein Vertrauen in meine eigene Fahrweise habe? Das Problem dabei: wenn ich anfange, auf einem Bike wie der RSV 4 "halbe" Sachen zu machen, funktioniert gar nichts mehr. Das Fahren wird anstrengend, das Motorrad geht nur schwer in die Kurve, das Bremsen und Beschleunigen ist unruhig und unsicher. Schön wird das Fahren erst, wenn Fahrer:in und Maschine gemeinsam unterwegs sind – und dazu gehört ganz viel Vertrauen. Nicht nur ins Bike, sondern vor allem in die eigenen Rennstreckenskills.


Gross ist beeindruckend, aber deshalb ist klein besser

Mal wieder so eine Clickbait-Headline, ich weiss. Sorry. ;-)

Aber im Moment ist klein für mich tatsächlich besser, und ich lege es jedem und jeder Einsteiger:in ans Herz, genauso zu starten. Das Vertrauen, das ich während den letzten Monaten in mich, mein fahrerisches Können, Körperposition, Schräglage, Linienführung und Speed gewinnen konnte, das hätte ich auf einem Motorrad wie der Aprilia RSV4 niemals in diesem Rahmen aufbauen können. Hätte ich diese Vorlaufzeit mit meiner "kleinen Kraemy" nicht gehabt, wäre ich sicherlich auch nicht so locker auf der RSV4 unterwegs gewesen und wäre wohl nicht ansatzweise an meine eigene Bestzeit herangekommen.

Denn: das Motorrad beeindruckt. Es überfordert aber am Anfang mehr, als dass es Spass macht. Und nein, das heisst nicht, dass ich keinen Spass an der RSV4 hatte, im Gegenteil.;-) Das Bike kennenzulernen, zu verstehen, wo die Unterschiede liegen und wie das Motorrad funktioniert, das alles hat mir unglaublich viel Freude bereitet. Und ich freue mich definitiv schon aufs nächste Mal mit einem Bike dieser Klasse. Aber Fortschritt, Aufbau der fahrerischen Skills, das Perfektionieren der Technik und Linie – das alles passiert definitiv weiterhin auf meiner Krämer. Wie lange noch? Keine Ahnung. Aber auf jeden Fall so lange, bis ich mich sicher genug fühle, um genau denselben Spass ohne unnötig grosses Risiko auf den grossen Bikes umzusetzen.


An dieser Stelle – Danke Marco fürs Vertrauen, dass ich deine RSV4 in Rijeka kurz ausführen durfte. Und Danke Speer Racing für eure Flexibilität, dass ich auch mal mit einem anderen fahrerischen Untersatz den Vorstart passieren darf. :-)



Comments


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Danke fürs Vorbeischauen!

Hier erwarten euch keine fachlich endlos recherchierten Know-how-Artikel. Dafür gibt's schliesslich theriders.ch. :-)
Hier erwarten euch einzig meine ganz persönlichen Erfahrungen, mit denen ich inspirieren und an denen ich euch teilhaben lassen möchte.
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