Meine Meinung zum Downsizing: Deshalb bin ich Fan von kleinen Motorrädern!
Zum zweiten Mal dieses Jahr auf einem Grand Prix Circuit – yey! Und zum zweiten Mal regnet es – nicht yey... Wir sitzen hier in Mugello in der Box und warten darauf, dass die zurzeit halb nasse, halb trockene Strecke sich entscheiden kann, wie sie uns denn gerne haben möchte: ob auf Regenreifen oder auf Slicks. Gut für euch als Leser:innen, denn so hab ich natürlich umso mehr Zeit, um ein paar Zeilen zu texten. Denn es gibt Redebedarf, und zwar zum Thema «Downsizing».
Seit knapp einem halben Jahr habe ich meine Liebe für «kleine» Bikes entdeckt. Klein im Sinne der Motorisierung – riesig dafür im Sinne von Spass und Lerneffekt. Letztes Jahr im September sass ich in Chuckwalla (USA) zum ersten Mal auf einer Kawasaki Ninja 400R sowie auf einer Yamaha R3. Etwas vorher, im Oktober, durfte ich in Calafat (Spanien) die Krämer HKR EVO2 R und die Krämer GP2 R testfahren. Ja, die GP2 R ist mit nur 140 kg und 130 PS ein ziemliches Geschoss. Aber alle anderen Bikes sind mit max. 80 PS und die Krämer HKR beispielsweise mit nur 125 Kilogramm doch eher bei den «Baby Bikes» angesiedelt, wie es die Leute um mich herum gerne nennen. Ob das nun positiv oder negativ assoziiert ist, ist mir eigentlich relativ egal. Denn Fakt ist: die kleineren Versionen der Rennmaschinen bringen Vorteile mit sich, von denen die grossen Geschwister nur träumen können. Sorry, Doppel-R, Panigale, Gixxer & co. ;-)
Weniger PS = mehr Zeit für dich
Das mag jetzt nach Erholungsurlaub und sogenannter «Me-Time» klingen. Keine Sorge, das ist damit nicht gemeint. Aber ein Bike mit weniger Power und Gewicht lässt dir als Fahrer:in viel mehr Zeit, um dich auf dein Können, deine Entwicklung und dein eigenes Limit zu konzentrieren. Anstatt nur damit beschäftigt zu sein, die Power einer 200PS-Maschine unter Kontrolle zu halten, kannst du anfangen, mit dem Bike zu spielen. Du kannst dich an Schräglagen, verschiedene Linien oder Bremspunkte herantasten, kannst deine eigene Körperposition variieren und hast dennoch in den meisten Momenten die Möglichkeit, dein Bike zu korrigieren, sollte etwas nicht so laufen wie gewollt. Kurz gesagt: du hast mehr Zeit für dich.
Gewicht und Leistung bringen dich dazu, sauber zu fahren
...diese Überschrift sagt eigentlich schon alles. Warum? Weil du Fehler in der Linie, in Brems- und Beschleunigungsmanövern nicht einfach auf der Geraden mit dem Gashahn-Öffnen wieder gutmachen kannst. Du musst sauber fahren, den Schwung in und durch die Kurve mitnehmen und weisst in diesem Sinne jederzeit, woran du bist. Denn auf der Gerade wirst du im Vergleich mit anderen Trackdayteilnehmern auf grösseren Bikes nichts gewinnen.
Geld sparen dank weniger (Reifen-)verschleiss
Nun, lange bin ich noch nicht auf der Rennstrecke unterwegs. Daher ist mein Fahrstil vielleicht tendenziell noch Reifenschonender. So oder so belasten 80PS einen Reifen aber natürlich weniger als 220PS. Das heisst: je nach Fahrzeit und Temperatur hält ein Reifen eher zwei Tage als nur einen, somit kann der Reifenbedarf teilweise bis auf die Hälfte reduziert werden, als wenn du mit einer 1000ccm-Maschine unterwegs bist.
Das Gegenargument sind die anderen
Es gibt tatsächlich auch ein Argument, das gegen eine Ninja 400R oder eine Krämer HKR spricht – und ja, die anderen sind schuld. Moment – bevor ihr den Kopf schüttelt, lasst es mich erklären: für mich sind die einzigen Momente, in denen meine Krämer HKR EVO2 S mit ihrem 690er Einzylinder Motor keinen Spass macht diejenigen, in denen ich von grösseren Supersportbikes auf der Geraden oder in generell schnellen Passagen einer Rennstrecke erschreckend schnell überholt werde. Und teilweise hat man da eben einfach keine Chance – mit mehr kleinen Bikes würde sich das fahrerische Level in einer Gruppe aber wieder ausgleichen, man könnte ähnliche Motorräder gemeinsam kategorisieren und hätte so die Chance, miteinander zu fahren anstatt sich nur auf der Gerade überholen zu lassen, um im Infield wieder bestmöglich aufzuholen.
Das Fazit: kleine Bikes sind cool und schonen das Konto. Bitte mehr davon!
Für mich persönlich steht fest, dass mein Bike genau meinem fahrerischen Level entspricht und mir die Möglichkeit gibt, an meinen Skills zu arbeiten und auf einem verhältnismässig sicheren Weg besser zu werden. Aber ja, es nervt, dauernd das «kleinste» Bike zu haben und sich überlegen zu müssen, ob eine Strecke bei lauter 1000ern und besser motorisierten Motorrädern überhaupt Spass macht. Ein Glück, dass ich bei Speer Racing auch mit meinem Baby Bike ein Zuhause gefunden habe und trotz weniger Motorisierung den besten Support des ganzen Teams geniessen darf! Trotzdem aber mein Appell an euch da draussen: versucht’s mal mit den Kleinen. Wenn wir mehr davon an unseren Trackdays haben, haben wir alle nicht nur mehr Spass, sondern schonen ganz nebenbei auch etwas unser Budget. ;-)
Коментарі