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Racing in California. Warum eigentlich nicht?

Selbst für mich klingt es noch immer etwas unglaubwürdig. Aber in Kalifornien Motorradrennen zu fahren ist tatsächlich etwas, was meine Saison 2022 ausmachen wird. Wie? Was? Echt jetzt? Jep, so habe ich auch reagiert, als ich kurz vor meinem ersten Rennen stand. Aber glaubt mir, dazu gibt's eine Story – und ich weiss nicht, ob das eine dieser Geschichten ist, die nur cool sind, wenn man sie persönlich erlebt habt. Aber das entscheidet ihr am besten selbst, in dem ihr die nächsten Zeilen lest. :-)


Faszination Amerikanische Westküste? Naja.

Ganz ehrlich – die Faszination der amerikanischen Westküste habe ich nie so wirklich verstanden. Auch dann nicht, als ich kurz vor meiner 4-tägigen Reise nach Los Angeles stand, die ich dank Mithos Sport antreten durfte. Eine Reise, im Rahmen derer ich zwei Tage in Chuckwalla Valley Raceway verbringen durfte; einer Rennstrecke kurz vor der Grenze zum Nachbarstaat Arizona. Ankunft am Donnerstag, Femmewalla-Event am Freitag, SoCal-Trackday am Samstag, Rückreise am Sonntag. Ich freute mich darauf wie ein kleines Kind auf einen Tag im Freizeitpark – aber hauptsächlich aufgrund der bevorstehenden Racing Action. Denn, wir erinnern uns: die Faszination Westküste konnte ich bis dahin nicht wirklich nachvollziehen.


Die kalifornische Trackday-Family – Grund genug, bald wieder zurückzukehren

Nun, das änderte sich relativ schnell. Am Flughafen in LA angekommen hatte ich zwar kaum Zeit, LA kennenzulernen – Jetlag und Abreise am nächsten Morgen sei Dank. Wir fuhren also direkt los nach "Chuckwalla" und ich war schon zum ersten Mal fasziniert. Von der Landschaft, von den Gesprächen mit Mithos USA-Inhaber Stephen und von der grundsätzlichen amerikanischen Lockerheit, die überall zu spüren war. Ich verbrachte also zwei Tage auf der Rennstrecke, lernte die kalifornische Trackday-Family rund um Stephen kennen, unterhielt mich mit Melissa Paris, DER Powerfrau schlechthin im amerikanischen Motorradsport, und durfte mit der Yamaha R3 von Stephen sowie mit der Kawasaki Ninja 400R von Feel Like A Pro mächtig Spass haben.

Gut, ich revidiere: die Westküste ist cool. Jedenfalls der Teil davon, den ich in den vier Tagen kennengelernt hatte. Fasziniert, beeindruckt und etwas "californicated" flog ich kurz vor Weihnachten also wieder nach Hause – mit einem Ziel im Gepäck: ich muss da nochmals hin.




10 Tage Californication mit überraschender Wendung

Gedacht, gesagt, geplant, getan: knapp 7 Wochen später sass ich wieder im Flugzeug. Zusammen mit Tanja, die als ehemalige Swiss-Flugbegleiterin das Reisen auch etwas vermisste, standen uns 10 Tage Kalifornien bevor. Arbeiten im LA-Headquarter von Mithos USA, Pitbike Trainings im Apex Racing Center, Rideouts durch die Berge von Malibu und ein 4-Tages-Event auf dem Buttonwillow Raceway, der knapp 2,5 Stunden nördlich von Los Angeles liegt. Wenn wir den anfänglichen, nicht ganz so actionreichen Büro-Teil dieses Abenteuers überspringen, landen wir schon beim ersten Wochenende unseres Aufenthalts. Einem Tag im Apex Racing Center, bei dem wir mit Stephen's Pitbikes so richtig viel Spass haben durften. Und bei dem der Racing-Teil meines Lebens mal kurz nicht nur in ein neues Kapitel, sondern wohl eher in eine neue Sphäre katapultiert wurde. Warum? Eigentlich wegen einem ganz einfachen Satz: «Hey Anja! You gonna race this weekend?».


Diesen Satz «Hey Anja! Wirst du dieses Wochenende auch an den Rennen teilnehmen?» hatte ich anfangs ganz selbstverständlich und locker verneint. Wie auch? Ich hatte ja nicht mal eine Rennlizenz, geschweige denn überhaupt mal daran gedacht, dass ich Rennen fahren könnte. Schnell wurde ich aber eines Besseren belehrt. Denn wie es der Zufall wollte, stand an dem Folgeweekend nach unserem Tag im Apex Racing Center nicht nur das erste CRA-Rennweekend der Saison an – nein, der Freitag war zudem Lizenztag. Heisst, wer sich für den Qualifikationskurs, auch "NRO" (New Racer Orientation) anmeldete und den Tag erfolgreich absolvierte, erhielt die kalifornische Rennlizenz. Aber dazu muss man doch Motorradfahren können. Und zwar nicht nur so, sondern irgendwie wenigstens ein Bisschen schnell. Richtig?


«NRO», here I come :-)

Scheinbar hielten einige Leute um mich herum die Tatsache, dass ich Rennen fahren könne, für wahrscheinlicher als ich selbst. Aber gut, manchmal muss man eben über seinen Schatten springen – und die Dinge tun, die einen am meisten Respekt einflössen. Ja, ich wollte es versuchen. Ich wollte mich der Challenge stellen, mich trotz meiner unglaublichen Nervosität, fast schon Angst, an die "New Racer Orientation" und damit wahrscheinlich ein erstes Mal auf eine Startaufstellung wagen – aber ich glaubte nicht daran. Ich glaubte nicht an mich, an meine Skills, glaubte nicht daran, "gut genug" zu sein. Aber Stephen glaubte an mich. Er, Tanja, John und Declan schauten mich erwartungsvoll an – und während John und Declan, Vater und Sohn, die als Manager-Racer-Team zusammen in den kalifornischen Meisterschaften unterwegs sind, konnten es fast nicht glauben, dass ich mit dem Gedanken spielte, die Lizenz nicht zu machen. Während ich mich ihnen zu erklären versuchte, registrierte ich Stephens Blicke, der mich mitfühlend anschaute und mich zur Seite zog. «Hey!», sagte er ruhig, aber bestimmt. "Hey – you don't have to do this. You can go out there, enjoy two trackdays and be part of the raceweekend as a visitor – or you can give it a try and race yourself. You do you. And whatever you decide to do, I will support you. You can do it, as long as it is what makes you happy."

(Dt.: "Hey - du musst das nicht tun. Du kannst hingehen, zwei Trackdays genießen und als Besucher Teil des Raceweekends sein - oder du kannst es probieren und selbst antreten. Du gehst deinen eigenen Weg. Und wie auch immer du dich entscheidest, ich stehe hinter dir. Tu das, was sich für dich richtig anfühlt – solange es dich glücklich macht.")

Und mit diesen Worten hatte er mich. Machte der Gedanke, mich ans wirkliche Racing zu wagen, glücklich? Wollte ich es probieren? Hell, yes! Ja, ich will.


«Feel Like A Pro»: der letzte Schritt zum wirklichen Racing

Ich hatte mich entschieden - ich wollte mich an das Abenteuer Racing wagen. Auch wenn ich selber eigentlich noch immer nicht an mich glaubte, vertraute ich Stephen, Tanja und den Leuten um mich herum – was nun einzig noch fehlte, war ein kleines Detail: das Bike. Denn, oh wunder, ich hatte nicht per Zufall einfach mal eben ein Rennmotorrad im Gepäck, das problemlos durch die technische Abnahme kommen würde. Meine Lösung: Feel Like A Pro. Das kalifornische Rent-and-Race-Team verfügt über eine Flotte aus 16 Kawasaki Ninja 400 Bikes, die für Trackdays oder Rennen gemietet werden können. Ein Glück, war «FLAP» am selben Event mit dabei – und gleich nochmals doppelt Glück für mich, dass der Inhaber des Teams, Ryan Peterson, wohl genauso den Funken einer Chance für mich im Racing sah. Er ermöglichte mir, mit der "855" seiner Flotte nicht nur am NRO-Tag, sondern auch an beiden CRA Renn-Tagen teilzunehmen. Mein Racer-Herz war geweckt und die CRA-Rennlizenz im Sack. Danke Stephen, Danke FLAP - it was a blast!



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